Hallo ihr Lieben,
jetzt schaffe ich es endlich meinen ersten Blogeintrag aus Manga
zu schreiben.
Ich kann es noch gar nicht glauben: Seit einer Woche
bin ich jetzt schon hier!!! Eine Woche und es ist so viel
passiert...ich kann schon mal so viel sagen: Die Worte „be open
minded“, die ich mehrmals beim Arrival Camp zu hören bekommen
habe, haben sich jetzt schon bewahrheitet. Es ist einiges anders
gekommen als ich gedacht habe :D
Am Freitag habe ich das erste Mal meine Gastfamilie getroffen,
besser gesagt meinen Gastvater und meine Projektleiterin, die mir
allerdings als meine Gastmutter vorgestellt wurde. Mein Gastvater,
Steve, ist wirklich sehr nett, lacht viel und ist sehr interessiert.
Leider hat sich herausgestellt, dass er gar nicht bei der Familie
wohnt, sondern die meiste Zeit in Nairobi ist um dort zu arbeiten.
Die Projektleiterin, Rachel Omwenga, kann ich bis jetzt noch
nicht einschätzen...sie ist eine sehr gebildete und stolze Dame, die
fürsorglich sein kann, aber auch abweisend.
Am Abend haben wir
alle zusammen gegessen und viele Reden gehört. Es war ein schöner
Abschluss für das Arrival Camp.
Am nächsten Morgen sind dann alle Freiwilligen mit ihren Familien
aufgebrochen. Ich bin allerdings mit meinem Gastvater nicht direkt
nach Kisii gefahren, sondern erst in seine Wohnung nach Nairobi, um
dort meine Gastmutter zu treffen. Dort traf ich aber nicht nur meine
Gastmutter, sondern noch ca. 10 weitere Familienmitglieder/Nachbarn,
die alle in dieser Wohnung leben :D Dementsprechend habe ich dann
auch geschlafen: Im Wohnzimmer mit 5 anderen Menschen.
Mit
meiner Gastmutter Jackline bin ich dann am Sonntag zu meinem neuen
Zuhause für das nächste Jahr gefahren. Da man Manga nur mit einem
Motorrad erreichen kann, gestaltete sich mein Koffertransport doch
etwas schwierig. Letztendlich wurde der Koffer einfach hinten drauf
geschnallt und los ging die wilde Fahrt :D
Am Haus angekommen traf mich dann der erste Schock: das „Haus“
ist ein kleines Lehmhaus mit Wellblechdach. Es besteht aus einem
kleinen Raum als Wohnraum und zwei kleinen Zimmern als Schlafräume
(ein Raum habe ich sogar für mich alleine). Dusche, Küche und
Toilette befinden sich draußen als extra Lehmhütten. Die Dusche ist
ein durch Holzbalken abgetrennter Bereich, der mit Steinen ausgelegt
ist. Geduscht wird mit einem Eimer Wasser. In der Küche ist in einer
Ecke eine Feuerstelle und in der anderen Ecke steht eine Bank. Strom
und fließend Wasser habe ich hier auf jeden Fall nicht :D Ich hatte
mich zwar auf ärmliche Verhältnisse eingestellt, aber das hatte ich
dann doch nicht erwartet. Jetzt lebe ich allerdings schon eine Woche
hier und habe mich bereits darauf eingestellt. Es ist sogar ganz
gemütlich, wenn abends alle in der Küche sitzen und am Feuer darauf
warten, dass das Essen fertig wird.
Die Familie hat mir beim Einleben geholfen. Sie ist wirklich sehr
nett und hat mich ganz herzlich aufgenommen. Die Mutter ist eine sehr
ruhige, aber durchaus lustige Person. Dann wäre da noch meine
Gastschwester Yvonne, die in meinem Alter ist und mit der ich mich
sehr gut verstehe (Leider geht sie in Nakuru zur Schule und wird
daher in der nächsten Zeit nur selten Zuhause sein). Meine andere
Gastschwester Marion, 8 Jahre alt, hat wahnsinnig viel Energie und
lacht viel . Außerdem ist sie eine sehr strenge Kisii-Lehrerin und
fragt mich immer Vokabeln ab :D Mein Gastbruder Brian ist 17 Jahre
alt, etwas ruhiger als die anderen, aber auch sehr nett. Es leben
noch zwei Cousinen hier, Agnes (17 Jahre) und Sheilan (ca. 13
Jahre).
Die Familie hat ein großes Feld auf dem Mais, Mangold,
Bohnen, Bananen, Tomaten, Zuckerrohr und Kohl angebaut werden. Fast
alles, was wir hier essen, ist vom eigenen Feld. Nur Zucker, Reis und
Tee wird gekauft.
Das Leben hier ist so anders, ich kann es
gar nicht richtig beschreiben. Wenn ich durch die Nachbarschaft
laufe, oder zum Projekt laufe/fahre, werde ich von allen Seiten
angestarrt und die Kinder rufen „Mzungu! How are you?“. Viele
Kinder hier haben noch nie einen weißen Menschen außerhalb des
Fernsehens gesehen und wollen meine Haut anfassen, um zu schauen, ob
sie sich anders anfühlt. Es ist schön zu sehen, wie sie sich
freuen, es kann aber auch manchmal anstrengend sein, weil ich auch
von vielen älteren Menschen auf Kisii angesprochen werde und leider
immer nur nett lächeln kann...die Sprache ist generell mein größtes
Problem. Dadurch, dass ich nichts verstehe, wenn die Leute sich
unterhalten, komme ich mir manchmal etwas fehl am Platz vor. Die
Herzlichkeit der Menschen macht das aber größtenteils wieder wett.
Heute, zum Beispiel, war ich das erste Mal in der Kirche und der
Pastor hat mich aufgerufen, damit ich mich der Gemeinde vorstellen
kann. Er hat mich herzlich willkommen geheißen und die Gemeinde hat
meine Begrüßung lauthals erwidert. Es wurde viel gesungen und
gepredigt...der Gottesdienst hat ganze 3 Stunden gedauert.
Manga
ist übrigens doch 1 ½ Stunden von Kisii enfernt und nicht nur eine
halbe Stunde. Das Projekt ist ca. 40 Minuten zu Fuß entfernt und
nicht nur 20 Minuten...ihr seht, die Zeitangaben sind hier etwas
anders als in Deutschland :D
Bei meinem Projekt gibt es auch noch
eine starke Veränderung. Es handelt sich doch nicht um eine reine
Primary School, sondern hauptsächlich um eine High School, mit einem
kleinen Abteil für die Primary Classes. Diese Info hat mich etwas
enttäuscht, da ich ursprünglich mit Kindern arbeiten wollte und
nicht mit Jugendlichen. Die Rektorin ist allerdings sehr offen, was
meine Aufgabenverteilung angeht, daher habe ich noch die Hoffnung,
dass ich eher in den unteren Stufen eingesetzt werde. Am Montag geht
hier die Schule los und für mich meine Arbeit als Voluntärin. Ich
bin sehr gespannt, wie ich mit meinen Aufgaben fertig werde und wie
ich mich mit den Mädchen verstehen werde. Bis jetzt war die Schule
leer und ich habe dort Kisii und Kiswahili mit der Tochter der
Rektorin gelernt.
Wie mein Projektstart läuft und wie ich
mich hier weiter eingewöhne, berichte ich euch dann nächste Woche.
Eigentlich wollte ich noch viel mehr schreiben, aber ich bin dafür
leider schon zu müde (der Tag beginnt hier immer um 6 Uhr, wenn der
Hahn kräht). Bilder kommen auch bald nach ;)
Bis bald!
Eure
Lara
1 Kommentar:
Hi Lara,
es ist unglaublich spannend deinen Block zu lesen und du kannst wahnsinnig stolz auf dich sein! Viel Erfolg bei deinem Projektstart!
Viele Grüße
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