Samstag, 31. August 2013

Be open-minded

Hallo ihr Lieben,


jetzt schaffe ich es endlich meinen ersten Blogeintrag aus Manga zu schreiben.
Ich kann es noch gar nicht glauben: Seit einer Woche bin ich jetzt schon hier!!! Eine Woche und es ist so viel passiert...ich kann schon mal so viel sagen: Die Worte „be open minded“, die ich mehrmals beim Arrival Camp zu hören bekommen habe, haben sich jetzt schon bewahrheitet. Es ist einiges anders gekommen als ich gedacht habe :D


Am Freitag habe ich das erste Mal meine Gastfamilie getroffen, besser gesagt meinen Gastvater und meine Projektleiterin, die mir allerdings als meine Gastmutter vorgestellt wurde. Mein Gastvater, Steve, ist wirklich sehr nett, lacht viel und ist sehr interessiert. Leider hat sich herausgestellt, dass er gar nicht bei der Familie wohnt, sondern die meiste Zeit in Nairobi ist um dort zu arbeiten.
Die Projektleiterin, Rachel Omwenga, kann ich bis jetzt noch nicht einschätzen...sie ist eine sehr gebildete und stolze Dame, die fürsorglich sein kann, aber auch abweisend.
Am Abend haben wir alle zusammen gegessen und viele Reden gehört. Es war ein schöner Abschluss für das Arrival Camp.


Am nächsten Morgen sind dann alle Freiwilligen mit ihren Familien aufgebrochen. Ich bin allerdings mit meinem Gastvater nicht direkt nach Kisii gefahren, sondern erst in seine Wohnung nach Nairobi, um dort meine Gastmutter zu treffen. Dort traf ich aber nicht nur meine Gastmutter, sondern noch ca. 10 weitere Familienmitglieder/Nachbarn, die alle in dieser Wohnung leben :D Dementsprechend habe ich dann auch geschlafen: Im Wohnzimmer mit 5 anderen Menschen.

Mit meiner Gastmutter Jackline bin ich dann am Sonntag zu meinem neuen Zuhause für das nächste Jahr gefahren. Da man Manga nur mit einem Motorrad erreichen kann, gestaltete sich mein Koffertransport doch etwas schwierig. Letztendlich wurde der Koffer einfach hinten drauf geschnallt und los ging die wilde Fahrt :D
Am Haus angekommen traf mich dann der erste Schock: das „Haus“ ist ein kleines Lehmhaus mit Wellblechdach. Es besteht aus einem kleinen Raum als Wohnraum und zwei kleinen Zimmern als Schlafräume (ein Raum habe ich sogar für mich alleine). Dusche, Küche und Toilette befinden sich draußen als extra Lehmhütten. Die Dusche ist ein durch Holzbalken abgetrennter Bereich, der mit Steinen ausgelegt ist. Geduscht wird mit einem Eimer Wasser. In der Küche ist in einer Ecke eine Feuerstelle und in der anderen Ecke steht eine Bank. Strom und fließend Wasser habe ich hier auf jeden Fall nicht :D Ich hatte mich zwar auf ärmliche Verhältnisse eingestellt, aber das hatte ich dann doch nicht erwartet. Jetzt lebe ich allerdings schon eine Woche hier und habe mich bereits darauf eingestellt. Es ist sogar ganz gemütlich, wenn abends alle in der Küche sitzen und am Feuer darauf warten, dass das Essen fertig wird.

Die Familie hat mir beim Einleben geholfen. Sie ist wirklich sehr nett und hat mich ganz herzlich aufgenommen. Die Mutter ist eine sehr ruhige, aber durchaus lustige Person. Dann wäre da noch meine Gastschwester Yvonne, die in meinem Alter ist und mit der ich mich sehr gut verstehe (Leider geht sie in Nakuru zur Schule und wird daher in der nächsten Zeit nur selten Zuhause sein). Meine andere Gastschwester Marion, 8 Jahre alt, hat wahnsinnig viel Energie und lacht viel . Außerdem ist sie eine sehr strenge Kisii-Lehrerin und fragt mich immer Vokabeln ab :D Mein Gastbruder Brian ist 17 Jahre alt, etwas ruhiger als die anderen, aber auch sehr nett. Es leben noch zwei Cousinen hier, Agnes (17 Jahre) und Sheilan (ca. 13 Jahre).
Die Familie hat ein großes Feld auf dem Mais, Mangold, Bohnen, Bananen, Tomaten, Zuckerrohr und Kohl angebaut werden. Fast alles, was wir hier essen, ist vom eigenen Feld. Nur Zucker, Reis und Tee wird gekauft.

Das Leben hier ist so anders, ich kann es gar nicht richtig beschreiben. Wenn ich durch die Nachbarschaft laufe, oder zum Projekt laufe/fahre, werde ich von allen Seiten angestarrt und die Kinder rufen „Mzungu! How are you?“. Viele Kinder hier haben noch nie einen weißen Menschen außerhalb des Fernsehens gesehen und wollen meine Haut anfassen, um zu schauen, ob sie sich anders anfühlt. Es ist schön zu sehen, wie sie sich freuen, es kann aber auch manchmal anstrengend sein, weil ich auch von vielen älteren Menschen auf Kisii angesprochen werde und leider immer nur nett lächeln kann...die Sprache ist generell mein größtes Problem. Dadurch, dass ich nichts verstehe, wenn die Leute sich unterhalten, komme ich mir manchmal etwas fehl am Platz vor. Die Herzlichkeit der Menschen macht das aber größtenteils wieder wett. Heute, zum Beispiel, war ich das erste Mal in der Kirche und der Pastor hat mich aufgerufen, damit ich mich der Gemeinde vorstellen kann. Er hat mich herzlich willkommen geheißen und die Gemeinde hat meine Begrüßung lauthals erwidert. Es wurde viel gesungen und gepredigt...der Gottesdienst hat ganze 3 Stunden gedauert.

Manga ist übrigens doch 1 ½ Stunden von Kisii enfernt und nicht nur eine halbe Stunde. Das Projekt ist ca. 40 Minuten zu Fuß entfernt und nicht nur 20 Minuten...ihr seht, die Zeitangaben sind hier etwas anders als in Deutschland :D
Bei meinem Projekt gibt es auch noch eine starke Veränderung. Es handelt sich doch nicht um eine reine Primary School, sondern hauptsächlich um eine High School, mit einem kleinen Abteil für die Primary Classes. Diese Info hat mich etwas enttäuscht, da ich ursprünglich mit Kindern arbeiten wollte und nicht mit Jugendlichen. Die Rektorin ist allerdings sehr offen, was meine Aufgabenverteilung angeht, daher habe ich noch die Hoffnung, dass ich eher in den unteren Stufen eingesetzt werde. Am Montag geht hier die Schule los und für mich meine Arbeit als Voluntärin. Ich bin sehr gespannt, wie ich mit meinen Aufgaben fertig werde und wie ich mich mit den Mädchen verstehen werde. Bis jetzt war die Schule leer und ich habe dort Kisii und Kiswahili mit der Tochter der Rektorin gelernt.

Wie mein Projektstart läuft und wie ich mich hier weiter eingewöhne, berichte ich euch dann nächste Woche. Eigentlich wollte ich noch viel mehr schreiben, aber ich bin dafür leider schon zu müde (der Tag beginnt hier immer um 6 Uhr, wenn der Hahn kräht). Bilder kommen auch bald nach ;)

Bis bald!
Eure Lara

1 Kommentar:

Nadja hat gesagt…

Hi Lara,

es ist unglaublich spannend deinen Block zu lesen und du kannst wahnsinnig stolz auf dich sein! Viel Erfolg bei deinem Projektstart!
Viele Grüße